Frühlingskonzert 2023

PROGRAMM

  • F. Schubert: Messe in G-Dur, D 167
  • J. G. Rheinberger: Aus Suite Nr. 2, Opus 149 für Violine, Cello und Orgel
  • J. Schriefer: Der Sonnengesang des heiligen Franziskus

Die G-Dur Messe von Schubert

Franz Schubert  wurde im Januar 1797 in Wien in der Gemeinde Himmelpfortgrund geboren. Obwohl F. Schubert  im Alter von nur 31 Jahren starb – am 19. Nov. 1828 -, hinterließ er ein überaus umfangreiches und vielfältiges Werk. Er komponierte über 600 Lieder, weltliche und geistliche Chormusik, sieben vollständige und fünf unvollendete Sinfonien, Ouvertüren, Bühnenwerke, Klaviermusik und Kammermusik. Mit Schubert begann eine völlig neue Art der Komposition von Liedgesang. Gleich seine ersten beiden Liedvertonungen zu Goethes Texten, „Der Erlkönig“ und „Gretchen am Spinnrade“, sind Meisterwerke.  Heutzutage ist das Musikleben weltweit ohne Schuberts „Die Winterreise“ oder „Die schöne Müllerin“ nicht denkbar.

Zu seinen Lebzeiten war die Zahl seiner Bewunderer noch begrenzt. Doch die Komponisten der Romantik, u.a. Mendelssohn, Schumann, Liszt und Brahms  entdeckten und rühmten das Werk ihres Vorgängers. Heute ist Schuberts Rang als herausragender Vertreter der frühen Romantik unbestritten. Laut Schuberts eigenhändigem Vermerk komponierte er, gerade 18-jährig,  die G-Dur Messe in weniger als einer Woche, vom 2. bis 7. März 1815. Vermutlich wurde das Werk erstmals 1815 unter Schuberts eigener Leitung in der Lichtentaler  Pfarrkirche in Wien aufgeführt.

Franz Schubert: G-Dur Messe, D167

1. Kyrie (Chor mit Soli): Sopran: Sowo Koenning, Katharina Steffan

2. Gloria (Chor mit Soli): Sopran: Nadine Kawaters, Annette Sommerfeld, Bass: Oliver Schöpper

3. Credo (Chor)

4. Sanctus (Chor)

5. O Sanna (Chor)

6. Benedictus (Terzett): Sopran: Sophie von Laer, Tenor: Kai Bettermann, Roland Hendriks, Bass: Joseph Bailey, Jörg Büsselberg

7. O Sanna (Chor)

8. Agnus Dei (Chor mit Soli): Sopran: Maj Dange, Selma Deweth, Bass: Georg Dahlhausen

Ensemble Prométhée:

I. Violine: Roman Baykov, Ilgin Ülkü

II. Violine: Serban Duta, Francia Sandres

Viola: Oksana Golovko, Joachim Brockes

Violoncello: Viola Venschott, Domonkos Barna

Kontrabass: Jokubas Pletkus

Orgel: Miso Kim

Quellen: G-Dur Messe, F. Schubert

Josef Gabriel Rheinberger (geb. am 17. März  1839 in Vaduz, gest. am 25. November 1901 in München) war Komponist, Organist und Musikpädagoge. Mit zwölf Jahren kam er zur musikalischen Ausbildung nach München und wirkte dort sein Leben lang. Rheinberger ist  bedeutender Repräsentant einer vielfältigen Musikkultur am Ende der klassisch-romantischen Epoche. Sein umfangreiches Werk  umfasst Klaviermusik, Orgelmusik, geistliche und weltliche Chormusik, Sololieder, Kammermusik, Sinfonien, Konzertouvertüren, Schauspielmusiken und Opern.

Zur Bekanntheit Rheinbergers hat vor allem seine Orgelmusik beigetragen, obwohl sie nur ein Viertel seines Gesamtwerkes ausmacht. Insbesondere die 20 Orgelsonaten, alle in unterschiedlichen Tonarten gesetzt, haben daran einen großen Anteil. Ab 1875 hat Rheinberger fast jedes Jahr eine Sonate komponiert. Sie waren eher nicht zur Aufführung in der Kirche vorgesehen, sondern primär für den Konzertsaal gedacht. Für die Entwicklung dieser Gattung war seine Arbeit prägend.

Aus Suite Nr. 2, Opus 149 für Violine, Cello und Orgel:

Violine: Roman Baykov

Cello: Domonkos Barna

Orgel: Miso Kim

Jürgen Schriefer (geb. 1929 in Bad Doberan, gest. 2014 in Witten) studierte in den ersten Nachkriegsjahren in Berlin Orgel und Komposition. Als Student gründete er für die Insassen des Männergefängnisses in Tegel einen Chor. Auch hielt er Vorträge über Musikgeschichte für sie und studierte mit ihnen philosophische Texte. Diese Tätigkeit ging auf eine Bitte des evangelischen Pfarrers Harald Poelchau zurück, der es als Notwendigkeit ansah, dass die Gefangenen Musik erleben und verstehen sollten. Harald Poelchau hatte  unzählige Widerstandskämpfer gegen das Nazi-Regime auf ihrem Weg zur Hinrichtung begleitet.

Ende der 1950er Jahre verließ  J. Schriefer Berlin, um in der Heilpädagogik zu arbeiten. Nach mehreren Jahren am Heilpädagogischen Institut in Eckwälden, wo er den Chor leitete, musikgeschichtliche Vorträge hielt und musikalische Aufführungen dirigierte, zog er nach Witten. Er wurde Musiklehrer an der neu gegründeten Rudolf Steiner Schule Ruhrgebiet in Bochum-Langendreer. Er führte mit dem Eltern- und Schülerchor große Chorwerke auf, begeisterte die Bochumer Symphoniker für eine Zusammenarbeit und engagierte, mitunter namhafte, Solosängerinnen. So wurde er überregional bekannt.

Während dieser Zeit hielt er Vortragsreihen z.B. zu Wagners Parsifal, Bachs Kunst der Fuge, Beethovens Neunten Symphonie und zur Geschichte und Gegenwartslage der Musik. Sie  fanden starken Zulauf und erreichten die Menschenherzen.

Seine Lehrtätigkeit  gab J. Schriefer Anfang der 1970er Jahre auf, um sich für den Rest seines Lebens den von der schwedischen Sängerin Valborg Werbeck-Svärdström entwickelten Anregungen zur Pflege und Ausbildung der Singstimme zu widmen. Als Botschafter der „Schule der Stimmenthüllung“ erteilte J. Schriefer vielen Menschen Gesangsunterricht  in Europa, in Fernost und Nordamerika.

Seine Tätigkeiten als Dirigent, Vortragsredner und Komponist setzte er dabei fort. Eine ideale Plattform hierzu boten ihm die von Miha Pogačnik ins Leben gerufenen und bis in die Neunzigerjahre veranstalteten Idriart-Festivals, deren  Events sich von Nordamerika bis nach China erstreckten.

In den letzten aktiven  Jahren begleitete J. Schriefer auf Konzertreisen  Agnes Giebel und Susanna Dornwald auf dem Klavier. Höhepunkte waren dabei zweifelsfrei  die Darbietungen von Paul Hindemiths „Marienleben“ nach dem gleichnamigen Gedichtzyklus von  Rainer Maria Rilke.

Für ein umfassendes Bild von Leben und Werk Jürgen Schriefers empfiehlt sich: Reinhild Brass: Jürgen Schriefer. Ein Übender. Edition Zwischentöne 2021. 

(J. Bailey/W. Dornwald)

Seinen „Sonnengesang-  Il canto di Frate Soledichtete der Heilige Franz  von Assisi im Mittelalter Ende 1224, Anfang 1225. Er gebrauchte dabei einen umbrischen Dialekt – den„volgare umbro“. Er lobpreist darin den Schöpfer des Universums und seine Werke: Sonne, Mond und Sterne, die Elemente Luft, Wasser, Feuer, Erde, die Liebenden und Verzeihenden, den Tod  und dessen Überwindung.

Auf Bitten einer Klassenlehrerin vertonte  J. Schriefer Mitte der 1960er Jahre den Sonnengesang des Heiligen Franz von Assisi für eine sechste Klasse. Die Kinder sangen ursprünglich nur die Oberstimme der heutigen Version (erster Sopran), begleitet von vier Streichinstrumenten. Die heute aufgeführte vierstimmige Version wurde  1979 von der Gesangslehrerin Christa Waltjen aus Bochum verfasst. Das Werk durfte seitdem an spirituellen Orten erklingen: am Goetheanum in Dornach, Schweiz, oder in der Kathedrale zu Chartres vor 41 Jahren (die Chorleiterin sang damals im Chor mit) durch Jürgen Schriefer selbst.

 

Der Sonnengesang des heiligen Franziskus

Il Cantico di Frate Sole (Cantico delle Creature)Der Gesang von Bruder Sonne (Gesang der Geschöpfe)
Altissimu onnipotente bon signore,
tue so le laude la gloria e l’honore et onne benedictione.
Ad te solo, altissimo, se konfano,
et nullu homo ene dignu te mentovare.
Höchster, allmächtiger, guter Herr,
dein ist das Lob, die Herrlichkeit und Ehre und jeglicher Segen.
Dir allein, Höchster, gebühren sie
und kein Mensch ist würdig, dich zu nennen.
Laudato sie, mi’ signore, cun tucte le tue creature,
spetialmente messor lo frate sole,
lo qual’è iorno, et allumini noi per loi.
Et ellu è bellu e radiante cun grande splendore,
de te, altissimo, porta significatione.
Gelobt seist du, mein Herr, mit allen deinen Geschöpfen,
besonders dem Herrn Bruder Sonne,
der uns den Tag schenkt und durch den du uns leuchtest.
Und schön ist er und strahlend in großem Glanz:
von dir, Höchster, ein Sinnbild.
Laudato si’, mi signore, per sora luna e le stelle,
in celu l’ài formate clarite et pretiose et belle.
Gelobt seist du, mein Herr, für Schwester Mond und die Sterne.
Am Himmel hast du sie geformt, klar und kostbar und schön.
Laudato si’, mi signore, per frate vento,
et per aere et nubilo et sereno et onne tempo,
per lo quale a le tue creature dai sustentamento.
Gelobt seist du, mein Herr, für Bruder Wind,
für Luft und Wolken und heiteres und jegliches Wetter,
durch das du deine Geschöpfe am Leben erhältst.
Laudato si’, mi’ signore, per sor aqua,
la quale è multo utile et humile et pretiosa et casta.
Gelobt seist du, mein Herr, für Schwester Wasser.
Sehr nützlich ist sie und demütig und kostbar und keusch.
Laudato si’, mi’ signore, per frate focu,
per lo quale enn’allumini la nocte,
ed ello è bello et iocundo et robustoso et forte.
Gelobt seist du, mein Herr, für Bruder Feuer,
durch den du die Nacht erhellst.
Und schön ist er und fröhlich und kraftvoll und stark.
Laudato si, mi’ signore, per sora nostra matre terra,
la quale ne sustenta et governa,
et produce diversi fructi con coloriti flori et herba.
Gelobt seist du, mein Herr, für unsere Schwester Mutter Erde,
die uns erhält und lenkt
und vielfältige Früchte hervorbringt, mit bunten Blumen und Kräutern.
Laudato si’, mi’ signore, per quelli ke perdonano per lo tuo amore, et sostengo infirmitate et tribulatione.
Beati quelli ke ’l sosterrano in pace,
ka da te, altissimo, sirano incoronati.
Gelobt seist du, mein Herr, für jene, die verzeihen um deiner Liebe willen
und Krankheit ertragen und Not.
Selig, die ausharren in Frieden,
denn du, Höchster, wirst sie einst krönen.
Laudato si’, mi’ signore, per sora nostra morte corporale,
da la quale nullu homo vivente pò skappare.
Guai acquelli, ke morrano ne le peccata mortali:
beati quelli ke trovarà ne le tue sanctissime voluntati,
ka la morte secunda nol farra male
Gelobt seist du, mein Herr, für unsere Schwester, den leiblichen Tod;
kein lebender Mensch kann ihm entrinnen.
Wehe jenen, die in tödlicher Sünde sterben.
Selig, die er finden wird in deinem heiligsten Willen,
denn der zweite Tod wird ihnen kein Leid antun.
Laudate et benedicete mi’ signore,
et rengratiate et serviateli cum grande humilitate.
Lobt und preist meinen Herrn
und dankt und dient ihm mit großer Demut.
Quelle: Wikipedia