Konzert zum Totensonntag

PROGRAMM:
Christ lag in Todes Banden Johann Sebastian Bach (1685-1750)

J.S. Bach gilt als einer der bekanntesten und bedeutendsten Komponisten und Musiker überhaupt. Er war lange Zeit Thomaskantor zu Leipzig und zudem Virtuose auf zahlreichen Instrumenten, vor allem auf Orgel und Cembalo. Nach seinem Tod wurden seine Kompositionen vor allem von seinen Söhnen und anderen Schülern tradiert. Beethoven und W. A. Mozart setzten sich intensiv mit Bachs Kompositionstechniken auseinander; so findet man Spuren von ihm z.B. in der vermehrt auftretenden polyphonen Setzweisen bei Mozart oder in Beethovens Streichquartetten. Insbesondere durch Felix Mendelssohn-Bartholdys Wiederaufnahme der Matthäuspassion im Jahr 1829 erlebten Bachs Werke eine anhaltende Renaissance: Bis heute nimmt er großen Einfluss auf Komponierende und Musikschaffende. Das Weihnachtsoratorium oder die Matthäuspassion zählen ebenso zu den Bach-Lieblingen wie die brandenburgischen Konzerte und die etwa 200 erhaltenen Kirchenkantaten. In seiner Zeit in Leipzig war es Bachs ehrgeiziges Ziel, wöchentlich eine neue Kantate vorzulegen – die Leipziger waren große Fans dieses Rituals, das in Jahrgängen festgehalten wurde. Bach nahm sich ein bekanntes Kirchenlied zur Brust und verwandelte es in eine Choralkantate. Die Kantate „Christ lag in Todes Banden“ (BWV 4), die auf ein Osterlied Martin Luthers aus dem Jahr 1524 zurückgeht, zählt zwar zu Bachs Frühwerken und entstand vermutlich zu Bachs Zeit in Mühlhausen (1707/08). In seinen umtriebigen ersten Leipziger Jahren 1724 und 1725 brachte Bach aber an Ostern auch diese frühe Kantate zur Aufführung.

Requiem Gabriel Urbain Fauré (1845-1924)

Fauré schrieb im Fin de siècle vor allem Vokal-, Kammer- und Klaviermusik. Er galt als angenehmer, fleißiger Mensch mit großen Zweifeln am Wert des eigenen Schaffens. Nachdem er 1896 am Pariser Konservatorium die Professur für Komposition von Jules Massenet übernommen hatte, wurde er 1905 Direktor des Pariser Konservatoriums. Trotz der Beeinflussung durch die Romantik (Bérlioz, Franck), entwickelte Fauré eine ihm eigene Tonsprache mit einer stark ausdifferenzierten Harmonik. Er ist im Vergleich zu seinen Zeitgenossen vor allem deshalb international recht wenig bekannt, weil er kaum großbesetzte Werke hinterlassen hat, was seiner nach innen gewandten Persönlichkeit entspricht. Effekthascherei lag ihm nicht: Faurés eigentümlich fließende Musik ist unmittelbar Ausdruck von absichtsloser Schönheit im Kleinen. Selbst das bis heute oft gespielte Requiem op. 48 hat er 1888 eigentlich für eine recht karge Besetzung geschrieben – hier erklingt es in der kleinen symphonischen Fassung. Wenig religiös und unbeeindruckt von den Schrecken, die das Fegefeuer auf der Erde verbreiten soll, weicht Fauré von den klassischen Elementen der Totenmesse ab: Er verzichtet etwa auf das „Dies irae“. Zudem setzt er das „In paradisum“ aus den Exequien ans Ende. So zeichnet sein Requiem eine friedvolle, angenehme Vision vom Tod: „Es ist so sanftmütig wie ich selbst“, sagte er 1900.

SOLISTEN:
Sopran: Asya Sophia Belgin, Bass: Johann Dornwald